Im Bild: Professor Christian Bruhn am Flügel mit Moderator Gaetano De Martino am Mikrofon (Foto: S. Friedländer)
PROF. CHRISTIAN BRUHN, Komponist und Musikproduzent
Der Hit-Komponist und Musikproduzent Professor Christian Bruhn war 2018 zu Gast bei den "Sonntags-G'schichten". Er erzählte aus einem bewegten Musikerleben und von der Entstehung seiner zahlreichen Popschlager und Filmmusiken. Gemeinsam mit dem Publikum stimmte er in einer Art "Hitparade" am Flügel seine bekanntesten Melodien an – ein unvergesslicher Nachmittag!
Am 17. Oktober 2024 feiert Christian Bruhn seinen 90. Geburtstag. Wir gratulieren mit folgendem schriftlichen Interview, das im Vorfeld seines Besuchs entstand und sagen:
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
Kreative Menschen in künstlerischen Berufen befinden sich meist in einem „Un-Ruhestand“. Ein Besuch in Ihrem Studio zeigt, dass es Ihnen auch nicht anders geht. Möchten Sie uns verraten, welche musikalischen Projekte und Ideen Sie derzeit beschäftigen und Sie gerade in die Tat umsetzen?
„Unruhig“ – das würde ich von mir altem Herrn nicht sagen wollen. Ich arbeite gemächlich vor mich hin. Aber ein Komponist "setzt sich nicht zur Ruhe“. – Aktuelles Projekt: In einer Veranstaltung stellen wir ein neues Album mit den Sängern Catrin v. Spannenberg, Lena Weilguni, Pat Lawson und Donato Plögert vor. Der Stuttgarter gemeinnützige Verein "Demenz Support“ hatte viele ältere Herrschaften nach Geschichten aus ihrem Leben gefragt. Diese Geschichten hat Donato Plögert in Verse gesetzt, die ich dann vertont habe. Das Album heißt LIEDER SIND FREUNDE.
Ihre „Sonntags-G’schichten“ stehen unter dem Motto „Meine Welt ist die Musik“, benannt nach einer Ihrer zahlreichen Kompositionen. Mit dem gleichen Titel erschien ein Dokumentarfilm über Ihr Leben. Wie kam dieses Projekt zustande?
Die Filmfirma von Constantin Ried und die Regisseurin Marie Reich kamen vor Jahren auf mich zu, weil sie mein Schaffen kannten und schätzten. Sie drehten nach und nach so viel Interviews an den verschiedensten Orten mit mir, sodass schließlich diese interessante Film-Dokumentation daraus wurde.
Sie haben im Lauf der Jahre mit allen namhaften deutschsprachigen Unterhaltungskünstlern zusammengearbeitet, darunter Superstars von A wie (Peter) Alexander über Q wie (Freddy) Quinn bis V wie (Caterina) Valente. An wen erinnern Sie sich dabei besonders gern?
Ich habe mit meinen Sänger*innen ja immer großes Glück gehabt: Sie konnten alle wirklich singen! Das Arbeiten mit Mireille Mathieu, Katja Ebstein und Drafi Deutscher war besonders erfreulich und zeitigte jeweils an die 100 Songs. Und: Ich bin ein Ur-Fan von Caterina Valente, Peter Alexander und Freddy Quinn. Aber lieb waren sie mir alle miteinander.
Ihre Welt war und ist ohne Zweifel ein Leben lang die Musik. Aber nicht jede Lebenssituation ist einfach oder gleich. Was kann Ihrer Meinung nach das Musik hören, Musik erleben oder sogar selbst Musik machen den Menschen geben?
Musik ist Balsam für die Seele, sie kann fröhlich machen, aber auch trösten und beruhigen. 95 % aller Menschen sind musikalisch, doch die Musik wirkt ganz unterschiedlich auf sie. Aber "ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, wie schon Friedrich Nietzsche sagte.
In welcher Situation Ihres Lebens – egal, ob positiv oder negativ – hat Ihnen die Musik einmal besonders weitergeholfen und warum?
Na ja – wenn man will, waren es wohl auch der zweimalige Gewinn der Deutschen Schlagerfestspiele 1962 und 1964 und die Nummer Drei beim ESC 1970 in Amsterdam. (Zwei kleine Italiener, Liebeskummer lohnt sich nicht, Wunder gibt es immer wieder).
Was kann man Ihrer Meinung nach auch mit „leichter Musik“ gesellschaftlich bewegen oder beeinflussen? Wie haben Sie es versucht bzw. versuchen Sie es?
NEIN! Der Kollege Luciano Berio sagt: "Es ist dumm, zu glauben, mit Hilfe der Musik könne man den Brotpreis senken, Kriege verhindern oder die Slums beseitigen. Aber trotzdem sind natürlich Chansons wie „Ein ehrenwertes Haus“ sehr erbaulich.
Ihre Soundtracks zu Kinderserien wie „Captain Future“, „Timm Thaler“ oder „Heidi“ gelten als legendär. Kindermusicals und die Vertonung der Jugendliteratur von James Krüss sind Ihnen sozusagen ans musikalische Herz gewachsen. Was unterscheidet Kinder von Erwachsenen beim Hören und Erleben von Musik - komponiert man für Kinder anders?
Ja - ein bissl einfacher. Aber man kann Kindern musikalisch sehr viel zutrauen.
Ab 2002 waren sie als Honorarprofessor tätig und unterrichteten Studenten an der Hochschule für Musik Nürnberg/Augsburg. Was versuchen Sie jungen Leuten mit auf den Weg zu geben, um mit Musik erfolgreich zu sein?
Hauptsächlich die Erkenntnis, dass Musik nicht erst mit AC/DC oder Oasis beginnt. Mein Blockseminar hatte den Titel „Unterhaltungsmusik im 20. Jahrhundert“ und begann folgerichtig mit Robert Stolz. Ich spielte den jungen Leuten Musik jeglichen Genres vor, erklärte die Kompositions- und Arrangements-Techniken, beschrieb die Hit-Eigenschaften, erklärte ein wenig die Schlager-Branche und stieß (nicht bei allen) auf ein positives Echo.
Ihr Mega-Erfolg „Marmor, Stein und Eisen bricht“ sorgt seit Jahrzehnten für Stimmung auf den Volksfesten, auch im Landkreis Straubing-Bogen. Letztes Jahr feierten Sie mit den Bläserfreunden in Rain das 35. Jubiläum des Musikvereins. Worauf freuen Sie sich bei Ihrem Besuch der „Sonntags-G’schichten“?
Auf die Musik, auf die Begegnung mit netten, aufgeschlossenen und musikalischen Menschen – und: Neugierig bin ich auf Herrn Friedländer, der so heißt wie mein Onkel Henry Friedländer.
Buch-Biographie von Professor Christian Bruhn:
Marmor, Stein und Liebeskummer
Meine Welt ist die Musik – Erinnerungen, Gedanken und Gefühle – von mir selbst aufgeschrieben
ISBN: 978-3896026675
Webseite:
www.christianbruhn.de